Kind mit Teddy
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Tipps vom anthroposophischen Kinderarzt

Was sind die häufigsten Erkrankungen im Baby- und Kleinkindalter und wie können wir vorbeugen? Sind Kinderkrankheiten überhaupt notwendig oder sogar wichtig für die kindliche Entwicklung? Gastbeitrag Prof. Dr. med. Alfred Längler

Man sagt, Vorbeugung sei die beste Medizin. Worüber sollten sich Eltern generell informieren?

Dr. Alfred Längler: Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass sich Eltern ein eigenes Urteil zu den Fragen der Prophylaxen, den sogenannten vorbeugenden Maßnahmen bilden. Dies beginnt schon vor der Geburt des Kindes mit der Frage, ob und wenn ja, welche Form von Vitamin-K-Prophylaxe gegeben werden soll. Ähnlich verhält es sich mit der Gabe von Vitamin D zur sogenannten Rachitis-Prophylaxe und mit dem Impfen. Eltern sollten sich am besten beim behandelnden Kinderarzt über die Hintergründe der Empfehlungen informieren, vor allem aber auch über den natürlichen Verlauf der jeweiligen Krankheit, gegen die geimpft werden soll, und eventuell damit verbundener Gefahren oder auch Chancen.Dr. Alfred Längler: Aus meiner Sicht ist es wichtig, dass sich Eltern ein eigenes Urteil zu den Fragen der Prophylaxen, den sogenannten vorbeugenden Maßnahmen bilden. Dies beginnt schon vor der Geburt des Kindes mit der Frage, ob und wenn ja, welche Form von Vitamin-K-Prophylaxe gegeben werden soll. Ähnlich verhält es sich mit der Gabe von Vitamin D zur sogenannten Rachitis-Prophylaxe und mit dem Impfen. Eltern sollten sich am besten beim behandelnden Kinderarzt über die Hintergründe der Empfehlungen informieren, vor allem aber auch über den natürlichen Verlauf der jeweiligen Krankheit, gegen die geimpft werden soll, und eventuell damit verbundener Gefahren oder auch Chancen.

Was können Eltern noch für die Gesundheit ihres Kindes tun?

Dr. Alfred Längler: Die Förderung von Gesundheit bedeutet für mich nicht eine passive Abwehrhaltung im Sinne eines „Schutzes vor“, sondern vielmehr eine aktive Gestaltung der Lebenswelt des Kindes im Sinne einer „Hilfe zu“. Es sollte darum gehen, wie die ganze Familie ihr Leben gestaltet – und wie dies jedem einzelnen Familienmitglied in unterschiedlicher Intensität hilft, sich gesund zu erhalten oder wieder zu gesunden. Dies fängt an mit Fragen der Tages-, Wochen- und sogar Jahresgestaltung im Sinne eines Miterlebens des Jahreslaufes (etwa durch wechselnden Tischschmuck), meint aber auch eine rhythmische Gestaltung des Tages etwa mit regelmäßigen gemeinsamen Essenszeiten und einem „gesunden“ Schlaf-Wach-Rhythmus. Auch die Qualität der Ernährung, der Umgang mit Bewegung und ein bewusster Umgang mit Medien spielen eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Letztlich ist es auch von Bedeutung, dass die Eltern ihrem Kind etwas zutrauen, es selbst machen lassen in einem Rahmen, über den sie wachen.

Welche Rolle spielen Krankheiten für die Entwicklung eines Kindes?

Dr. Alfred Längler: Grundsätzlich kann man sagen: Das Durchmachen von Krankheiten ist eine notwendige Voraussetzung für langfristige Gesundheit. Kinder, die häufiger fieberhafte Erkrankungen ohne fiebersenkende Medikamente durchgemacht haben, erkranken seltener an Asthma und Allergien. Ähnliches gilt für das Überwinden von klassischen Kinderkrankheiten, die ja deshalb so heißen, weil sie ihren sinnvollen Platz im Kindesalter haben und vor allem dann zur Gefahr werden, wenn sie im frühen Säuglingsalter oder im Jugendlichen- oder Erwachsenenalter auftreten. Wenn ein Kind krank ist, bedarf es in der Regel einer guten Unterstützung des Krankheitsverlaufs - und nicht so sehr eines automatischen, abrupten Abkürzens, in dem man mit „Anti“-Medikamenten die Symptome unterdrückt. Ein langfristig „gesundes“ Immunsystem entwickelt sich an der begleiteten Überwindung von Krankheiten.

Was sind häufige Erkrankungen im Säuglings-, Baby- und Kinderalter?

Dr. Alfred Längler: Im Neugeborenen- und Säuglingsalter stehen diejenigen Erkrankungen im Vordergrund, die mit dem Ankommen in der Welt in Zusammenhang stehen. Das Neugeborene muss sich erst auf die neue Umgebung einstellen, dabei kann es zu Anpassungsstörungen kommen. Etwa von Atmung und Kreislauf direkt nach der Geburt oder in den ersten Tagen und Wochen bis zu Abweichungen von normalen Anpassungsvorgängen wie etwa der Neugeborenengelbsucht oder Schwierigkeiten mit der Verdauung. Später sind es dann oft Zahnungsbeschwerden, die nicht selten auch schon mal mit dem ersten fieberhaften Infekt, meist der oberen Luftwege, einhergehen. Im Kleinkindalter herrschen dann typischerweise die fieberhaften Erkrankungen vor, allen voran die klassischen Kinderkrankheiten. Mit der Zeit der Schulreife, also nach den ersten sechs bis sieben Jahren, treten die meisten Kinder nun in das Lebensalter der größten Gesundheit ein, sie sind vital und gesund. Schwere, krisenhaft verlaufende und unvorhergesehene Erkrankungen können aber individuell natürlich in jedem Lebensalter auftreten und bedürfen einer besonderen Betrachtung durch einen Arzt.

Author

Prof. Dr. med. Alfred Längler

Prof. Dr. med. Alfred Längler ist Professor für integrative Kinder- und Jugendmedizin an der Fakultät für Gesundheit der Universität Witten/Herdecke, Ärztlicher Direktor des Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke.

Sein wissenschaftlicher Schwerpunkt liegt in der Erforschung integrativer Therapiekonzepte bei Kindern. Er ist (Mit-)Autor zahlreicher wissenschaftlicher Publikationen und diverser Fachbücher.