Ein Rückblick auf die eigene Kindheit

Nichts bringt uns so sehr in Kontakt mit der eigenen Kindheit wie das Elternsein: Auf einmal werden Erinnerungen wieder wach. Ein Geruch, eine Handlung oder eine bestimmte Situation erinnert uns an das, was wir selbst erlebt haben. Manche Erfahrungen und Gedanken sind positiv, andere weniger. Auch das gehört zum Elternsein dazu: Die Auseinandersetzung mit der eigenen Kindheit. Sie treffen nun die Entscheidung für Ihr Familienleben: Welche Rituale aus der eigenen Kindheit behalte ich bei, was möchte ich neu in unserer Familie zur Tradition werden lassen? Welche Werte sind mir wichtig? Der Austausch über die Kindheit ist auch mit dem Partner sinnvoll, so dass man sehen kann, wo es Gemeinsamkeiten und Unterschiede gibt und an welchen Punkten gemeinsam gearbeitet werden kann.

Viele Eltern haben schöne Erinnerungen an die eigene Kindheit, doch manchmal liegt darüber auch ein Schatten. Harte Worte, körperliche Gewalt - auch das können Kindheitserinnerungen sein, die auf einmal hervorbrechen. In Konfliktsituationen merken manche Eltern, dass sie ganz anders handeln, als sie es sich vorgenommen hatten: Sie werden laut oder haben den Impuls, das Kind zu schlagen. Es sind Muster, die wir in unserer eigenen Kindheit erfahren haben, falsch erlernte “Lösungsstrategien”, die in schwierigen Situationen automatisch abgerufen werden. Hierfür müssen wir uns nicht schämen, denn wir tragen nicht die Schuld an den Handlungen unserer eigenen Eltern. Wenn wir aber sehen, dass diese Erfahrungen den Alltag erschweren, brauchen wir Hilfe. Es gibt Kurse und Beratungsangebote bis hin zu therapeutischen Angeboten, um eigene Kindheitstraumata aufzuarbeiten.

Das Leben hat sich gewandelt. Mit modernen Technik, einem breiten Angebot und mehr Wohlstand oder Arbeitsmöglichkeiten. Es gibt auch andere Erziehungsvorstellungen und Familienmodelle. Manchmal empfinden es Großeltern als Angriff, wenn ihre Kinder ganz anders leben möchten, als sie es früher taten, andere Rituale pflegen oder andere Wertvorstellungen haben. Hier ist es wichtig, in einen wertschätzenden Austausch zu kommen: Auch Großeltern wachsen erst in ihre neue Aufgabe hinein und passen sich an. Ziel ist es, den Großeltern zu vermitteln: “Ich mache es heute vielleicht anders, das bedeutet nicht, dass früher alles falsch war. Aber heute erziehen wir unsere Kinder mit anderen Vorstellungen und anderen Werten, die heute und für uns richtig sind.”