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Bestrafung in der Kindererziehung

Kinder haben ein Recht auf eine gewaltfreie Erziehung. Doch leider müssen einige Kinder Gewalt- und Missachtungserfahrungen erleben. Deswegen ist es wichtig, sich immer wieder zu fragen und vor Augen zu führen, was Gewalt im Alltag mit Kindern bedeutet und welchen Anteil Strafen an Gewalterfahrungen haben.

Warum Eltern strafen?

Bestrafen bedeutet: Das Kind zeigt ein unerwünschtes Verhalten und Eltern reagieren darauf, indem sie eine Maßnahme verhängen, die dieses Verhalten zukünftig unterbinden soll. Die Maßnahmen reichen von körperlicher Gewalt (auch ein “Klaps” oder eine Ohrfeige zählen dazu) über „Auszeiten“ in einem anderen Raum, einer stillen Treppe bis hin zu Verboten von geliebten Ereignissen oder Dingen (“Dafür gibt es heute kein Fernsehen!”) und psychischer Gewalt in Form von Beschimpfungen oder dem Schüren von Ängsten (“Wie kann man nur so doof sein!”, “Ich hab Dich nicht mehr lieb”). Dass wir auf diese Weise auf unsere Kinder in Problemsituationen reagieren, haben wir oftmals selber als Kinder erlernt und wir wissen, dass Kinder durch Bestrafungen spuren: Wir verhängen eine Strafe und aus Angst stellt das Kind das unerwünschte Verhalten ein.

Strafen sind weder kurz- noch langfristig sinnvoll

Durch Bestrafungen ergeben sich verschiedene Probleme: Das Kind reagiert nicht durch Einsicht auf unsere Wünsche, sondern aus Angst. Es lernt in dieser Situation nicht, warum es ein Verhalten einstellen soll. Der Lerneffekt für zukünftige Ereignisse ist deswegen gering. Strafen und Drohungen beeinflussen sowohl die Eltern-Kind-Beziehung als auch das Verhalten des Kindes negativ, weil seine sozial-emotionalen Fähigkeiten zurückgedrängt werden hinter die Angst.

Auch “logische Strafen” sind Strafen

Lange Zeit wurden für die Erziehung “logische Strafen” angewandt, d.h. die Strafe sollte direkt in Zusammenhang mit der Tat stehen und für das Kind nachvollziehbar sein: “Wenn Du das Mittagessen nicht aufisst, dann gibt es keinen Nachtisch.” Doch auch diese Folgen des Handelns sind Bestrafungen, die das Kind verängstigen und vermitteln, wie machtlos und ausgeliefert es uns Erwachsenen gegenüber ist. Auch aus “logischen Strafen” lernt das Kind nicht, sich persönlich zu entwickeln und Einsicht zu erlangen.

Es ist nicht einfach für Eltern, die selber mit Bestrafungen aufgewachsen sind, aus diesem Muster aus zusteigen. Aber es lohnt sich, Alternativen zu finden.

Susanne Mierau

Wie können wir mit dem unerwünschten Verhalten umgehen?

Wenn ein Kind ein Verhalten zeigt, das nicht erwünscht ist, können wir in verschiedenen Schritten vorgehen:                                                                 

  1. Überlegen Sie, warum sich das Verhalten des Kindes für Sie unangenehm anfühlt. Jedes Kind fühlt anders und hat eigene Gründe für sein Verhalten, das für Sie gerade unpassend ist.
  1. Fragen Sie sich, was Sie im Alltag verändern können, damit das Kind nicht in die Situation kommt, das negative Verhalten zeigen zu müssen. Manchmal ist der Alltag stressig und wir verlangen zu viel von unseren Kindern, so dass sie schließlich nicht anders können, als ihrem Ärger Raum zu geben.
  1. Statt eine Strafe zu verhängen, versuchen Sie in Gespräch mit dem Kind zu kommen: Warum machst Du das? Was glaubst Du, wie geht es mir damit? Was können wir als Alternative tun?

Author

Susanne Mierau

Diplom-Pädagogin

Sie studierte Kleinkindpädagogin, Heilpraktikerin und Familienbegleiterin. Sie lebt mit ihrer Familie in Berlin und ist als freischaffende Autorin tätig.