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Herstellungsverfahren in der anthroposophischen Medizin

Zur Herstellung von anthroposophischen Arzneimitteln werden Substanzen verwendet, die aus dem Pflanzen-, Tier-, und Mineralreich stammen. Sie unterstützen uns im Krankheitsfall darin, die Selbstheilungskräfte zu aktivieren und das innere Gleichgewicht wiederherzustellen. Doch erst durch die Wahl und Anwendung der entsprechenden pharmazeutischen Prozesse wird aus der ausgewählten Natursubstanz ein Arzneimittel.

Pharmazeutische Prozesse

Von der Natursubstanz zum Arzneimittel

In der anthroposophischen Medizin gibt es verschiedene Verfahren, um aus natürlichen Substanzen wirksame Arzneimittel herzustellen. Jedes Verfahren verstärkt für sich eine besondere Beziehung zwischen der entsprechenden Natursubstanz und dem Krankheitsgeschehen im menschlichen Organismus. Die Prozesse, die Weleda einsetzt, sind unterschiedlich. Hier erhalten Sie einen kleinen Überblick und wir erklären die wichtigsten Begriffe.

Wärmeprozesse im Flüssigen

Mazerat

In diesem Verfahren werden Inhaltsstoffe aus pflanzlichen Rohstoffen mit einer Wasser/Ethanol-Mischung gelöst. Je nach Pflanze lässt man den Auszug einen gewissen Zeitraum stehen und presst ihn anschließend ab. Ähnlich wie bei Rohkost muss sich unser Körper mit dem Mazerat intensiver auseinandersetzen. Dieses Verfahren eignet sich, um das Nerven-Sinnes-System anzuregen.

Digestio

Arzneimittel, die man digeriert, sprechen besonders das rhythmische System, das Herz-Kreislauf-System an. Die Digestio wird in einer geschlossenen Apparatur bei 37°C durchgeführt und unter ständigem Rühren eine Stunde lang bei dieser Temperatur gehalten. Der milde Wärmeprozess in diesem Verfahren ist an die menschliche Körpertemperatur angepasst.

Infus

Ein Infus ist als Aufguss zu verstehen, ein kurzer und intensiver Wärmeimpuls. Dabei werden getrocknete oder frische Pflanzen mit kochendem Wasser oder einem Ethanol-Wasser-Gemisch überbrüht, um bestimmte flüchtige Inhaltsstoffe zu lösen. Wenn man eine Tasse Tee zubereitet, wird der Beutel mit heißem Wasser übergossen, um Aromastoffe zu lösen. So ist auch das Vorgehen beim Infus. Dieser Prozess spricht das Stoffwechsel-System an und wird daher oft für Indikationen im Gebiet der Verdauung und Drüsenabsonderungen verwendet.

Decoct

Hierbei werden Pflanzenteile ausgekocht, wodurch Substanzen wie Rinden und Wurzeln aufgeschlossen werden. Die Pflanzenteile werden kalt angesetzt, zum Sieden gebracht und längere Zeit gekocht. Dabei entsteht Dampf. Dieser wird durch einen Rückflusskühler verflüssigt und wieder zurückgeführt. So gehen wertvolle flüchtige Inhaltsstoffe auch bei diesem Verfahren nicht verloren. Für dieses Wärmeverfahren ist eine permanente und intensive Energiezufuhr nötig. Durch diese Wärmebehandlung wird eine Beziehung zur Verdauung, aber auch zum Stoffwechselsystem insgesamt geschaffen.

Destillat

Beim Destillieren geht es um eine Trennung der flüchtigen Bestandteile vom pflanzlichen Ausgangsmaterial. Diese flüchtigen Bestandteile, wie etwa ätherische Öle, werden anschließend durch eine wassergekühlte Röhre geleitet und können so als Kondensat wieder aufgefangen werden.

Trockene Wärmeprozesse

Röstung

Bei der Röstung handelt es sich um eine Art trockene Destillation. Sie findet in einem teilweise geöffneten Gefäß statt, wodurch sich die aromatischen Substanzen zwar teilweise vom Ausgangsmaterial trennen, aber durch intensives Bewegen auch teilweise wieder vereinigen oder kondensieren. Röstprodukte regen bei Verdauungsstörungen den Stoffwechselbereich wie etwa die Gallentätigkeit an.

Verkohlung

Beim Verkohlen entweichen alle flüchtigen Substanzen, während die Struktur des Stoffes erhalten bleibt. Es handelt sich hier um eine Steigerung des Röstens in einem gut geschlossenen Gefäß. Die so gewonnen Substanzen (Carbo) sind schwarz, sehr leicht und haben einen starken Bezug zum Luftförmigen. Sie sprechen vor allem den Verdauungstrakt und die Nieren an.

Veraschung

Die Asche (Cinis) ist ein Produkt stärkster Wärmeanwendung bei vollem Zutritt von Luft. In dem Prozess verbrennt die Pflanze komplett, es gehen sowohl die Form wie auch die organischen Bestandteile der Substanz verloren und das Endprodukt besteht aus dem mineralischen Gerüst der Pflanze. Aschen werden im rhythmischen Bereich, beispielsweise bei Lungenerkrankungen verwendet.

Rhythmische pharmazeutische Verfahren

Das Potenzieren

Beim Potenzieren geht es nicht nur um das stufenweise Verdünnen einer Arzneisubstanz, sondern auch um die rhythmisch durchgeführte, intensive Bewegung. Durch das Lösen und Schütteln werden Kräfte aus der Substanz freigesetzt und im Medium eingefangen.

Das Rh-Verfahren

Bei diesem Weleda spezifischen Rh-Verfahren (Rh steht für Rhythmus) entstehen spezielle wässrige Präparate aus Frischpflanzen. Dazu werden zunächst Frischpflanzen zerkleinert und gepresst. Der Frischpflanzenpresssaft wird über mehrere Wochen in einem steten Rhythmus erwärmt, abgekühlt, bewegt und in Ruhe gelassen: Der Pflanzensaft wird morgens auf die menschliche Körpertemperatur von 37 °C erwärmt, dabei durch Rühren bewegt und dem Tageslicht ausgesetzt. Nach dieser Erwärmungsphase wird der Ansatz tagsüber bei 37 °C gehalten, jedoch ohne Bewegung und abgedunkelt. Abends wird der Saft auf 4 °C abgekühlt, dabei erneut gerührt und dem Licht ausgesetzt. Nachts ruht der Ansatz wieder ohne Bewegung und im Dunklen bei 4 °C. Am Ende entsteht die stabile Urtinktur. Rh-Präparate dienen oft zur Anregung der rhythmischen Prozesse im Menschen.

Spezifische Herstellungsprozesse mit Metallen

In der anthroposophischen Therapie spielen die Metalle eine wesentliche Rolle. Auch hier kommt die Einsicht zum Tragen, dass die Metalle in einer engen evolutiven Verwandtschaft zum menschlichen Organismus stehen.

Vegetabilisierte Metalle

Kann es eine Verbindung von Metall und Pflanze geben? Dies ist der Fall, wenn man von vegetabilisierten Metallen spricht. Rudolf Steiner rief diesen pharmazeutisch einmaligen Weg der Arzneimittelherstellung ins Leben. Die Verbindung des Metalls und der Pflanze geschieht, indem ein Metall, wie zum Beispiel Eisen, zu einer speziellen Eisenverbindung verarbeitet wird und die Brennnessel ab deren Aussaat damit gedüngt wird. Die Pflanze keimt, wächst, entwickelt sich, blüht und wird dann geerntet. Blüten und obere Blätter werden kompostiert und im nächsten Frühjahr beginnt ein neuer Zyklus. Man düngt mit dem gewonnenen Kompost die neu gesäte Pflanze, in einer dritten Vegetationsperiode wird der Prozess nochmals wiederholt. Erst die Pflanze der 3. Vegetationsperiode wird geerntet, um daraus eine Tinktur herzustellen.

Metallspiegel

Die Metalle werden durch starkes Erhitzen geschmolzen und bis zum Verdampfen weiter erhitzt. Sie kondensieren anschließend wieder und scheiden sich in einer dünnen, spiegelnden Schicht, dem Metallspiegel wieder ab. Für das Metall bedeutet dieser Prozess eine Auffrischung und „Verjüngung“ im Erleben seiner eigenen Entstehungsgeschichte. Das „neue“ Metall ist auf diese Weise aktiver und dynamischer in seiner Wirkung. Neben der Destillation liefern edle Metalle wie Silber und Kupfer in der Hitze auch Metallspiegel durch Reduktion ihrer Salze in wässriger Lösung. Dies findet für die Herstellung von Salben Anwendung.